Ich Atme, also bin ich?

Wir kommen auf diese Welt mit dem ersten Atemzug und wir gehen von dieser Welt mit dem letzten Atemzug.

Hast Du Dich schon einmal bewusst mit Deinem Atem beschäftigt? Atmen ist etwas so Selbstverständliches, dass wir oft vergessen, wie wichtig es für unser Wohlbefinden ist.

Lasst uns heute doch mal schauen, was der Atem so alles kann und wie Du über die Atmung Dein Wohlbefinden steuern kannst.

Was passiert im Körper, wenn wir atmen?

Durch die Einatmung strömt Luft durch die Nase in unsere Lungen. Dort wird der Sauerstoff von unserem Blut aufgenommen.

Die roten Blutblättchen, auch Erythrozyten genannt, geben verbrauchten Sauerstoff (Kohlendioxid) ab und nehmen die frischen Sauerstoff-Teilchen aus der Lunge auf. Nun wird der Sauerstoff über den arteriellen Kreislauf durch unseren Körper, bis hin zum Gewebe transportiert. Dort wird der Sauerstoff in die Zelle abgegeben. Im Gegenzug dafür nimmt das Blut Kohlendioxid auf und transportiert es zu Lunge, wo es wieder ausgeatmet wird.

Je besser dieser Atmungskreislauf funktioniert, umso wohler und fitter fühlen wir uns. 

Warum atmen wir „flach“ wenn wir im Stress sind?

Das passiert ganz oft automatisch. Bei Stress ist der Sympathikus aktiv. Der Sympathikus ist Teil unseres vegetativen Nervensystems und wird bei Stress automatisch aktiviert.

Unser Körper geht zum Flucht- oder Kampfmodus über. Das bedeutet: Die Atmung wird flach und wir atmen in unseren Brustkorb. Auf diese Weise pumpen wir ganz schnell ganz viel Sauerstoff in unsere Lungen. Der Blutdruck steigt, die Muskulatur spannt sich an, die Verdauungstätigkeit verlangsamt sich, der Herzschlag geht hoch, unsere Nebennierenrinden schütten das Stresshormon Cortisol aus und unser Schmerzempfinden wird weniger!

Jetzt ist der Körper bereit zu fliehen, oder eben auch zu kämpfen. Nach dem Kampf, oder der Flucht, springt der Parasympathikus an. Der Parasympathikus ist der Gegenspieler zum Sympathikus und sorgt dafür, dass wir entspannten und unser System wieder in den »Normalmodus« schaltet. Wir beruhigen uns, beginnen wieder in den Bauch zu atmen und zu entspannen. So hat es die Natur vorgesehen.

Da wir in der Regel bei Stress weder Rennen noch Kämpfen, kann es passieren, dass der Stress mehr oder weniger im Körper stecken bleibt. Der Sympathikus bleibt aktiv und hält uns auf Hochspannung. Die Muskeln verkrampfen, die Atmung bleibt flach, die Verdauung bleibt verlangsamt usw …

Da wir im Stress sehr oft nicht spüren wie es uns geht (zur Erinnerung: Bei Stress reduziert der Körper das Schmerzempfinden!) kann es passieren, dass wir ganz unbewusst in dieser Dauerbelastung bleiben. Wir nehmen nicht wahr, dass wir wieder durch die Entspannung unsere Körperfunktionen auf „normal“ setzten sollten. Auf Dauer kann diese Anspannung und Dauerbelastung für unser System zu viel werden. Unser Körper meldet sich durch „Rücken“ oder hoher Blutdruck, Magenschmerzen, Schlaflosigkeit oder anderen Symptomen. Die Psyche kann sich unter anderem melden mit Ängsten, Panik oder mit diesem Gefühl, dass einfach NIX mehr geht.

Okay, verstanden, Entspannung ist wichtig, aber was ist der beste Weg?

Wie so oft gibt es auch beim Thema Entspannung nicht DEN EINEN besten Weg. Jeder Mensch reagiert unterschiedlich auf Stress. Dementsprechend hat auch jeder Mensch seine ganz eigene Technik wie er am besten entspannt. Bei dem einen kann es tatsächlich ein Treffen mit Freunden sein, oder ein Konzertbesuch. Der Andere sucht die Ruhe und Entspannung in der Natur bei einem Spaziergang durch den Wald oder einer ruhigen Meditation. Da gibt es kein Falsch oder genau Richtig.

Ein guter Weg kann es sein, erst mal kräftig durchzuatmen.

Mit einem kräftigen Atemzug nutzen wir unsere gesamte Lungenkapazität. Das Zwerchfell – ein großer Muskel der an dem Atemprozess wesentlich beteiligt ist – kommt in Bewegung und kann sich entspannen. Die Muskulatur generell entspannt, die Verdauungstätigkeit wird angeregt, wir werden wieder beweglicher – geistig wie körperlich!

Wie Du sehen kannst, ist der Atem ist nicht nur lebensnotwendig, sondern auch ein tolles Werkzeug zur Entspannung und zur Steigerung des Wohlbefindens. Durch bewusstes Atmen können wir Stress reduzieren, unsere Konzentration verbessern und unsere Energie steigern.

Die tiefe Verbindung zwischen Atmung und Bewusstsein wird seit Jahrhunderten in verschiedenen Kulturen und Traditionen erforscht. Atemtechniken wie Pranayama im Yoga oder die Atemmeditation im Buddhismus zeigen, wie der Atem unser inneres Gleichgewicht beeinflussen kann.

Indem wir uns bewusst auf unseren Atem konzentrieren, können wir im Hier und Jetzt ankommen und den Moment voll und ganz erleben. Probiere es doch mal aus: Setz Dich für einen Moment hin, schließe die Augen und konzentriere Dich auf Deinen Atem. Nimm wahr, wie sich Dein Körper entspannt und Dein Geist zur Ruhe kommt.

Atme tief ein, halte den Atem kurz an und atme dann langsam und lange aus. Dein Ausatmen sollte länger sein als Dein Einatmen. So wird Dein Parasympathikus aktiviert.

Ich weiß nicht, wie es Dir gerade geht. Ich habe schon während des Schreibens dieses Textest, wie von selbst meine Aufmerksamkeit auf meine Atmung gelegt. Dieses bewusste ein- und ausgeatmet fühlt sich einfach nur gut an.

Vielleicht ist es Dir beim Lesen dieses Textes gerade genau so ergangen wie mir, vielleicht hast Du gerade auch gespürt wie gut es sich anfühlt – dieses bewusste Atmen.

Ich freue mich, wenn Dir dieser kurze Ausflug in die Welt des Atmens gefallen hat.

Kontaktiere mich gerne, wenn Du mehr über Deine eigenen Möglichkeiten der Atmung und Entspannung erfahren möchtest.

Von Herzen

Sybille